VoIP – ist das nicht das, womit ich kostenlos telefonieren kann?
Es gibt Sätze, die kann man irgendwann nicht mehr ertragen. Dies ist so ein Exemplar. VoIP (Voice over IP) mit “kostenlos Telefonieren” zu beschreiben, ist vergleichbar mit der Frage: Wozu brauche ich Kernkraftwerke? Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose. Es ist nicht nur völlig an der Sache vorbei, sondern zeugt von fehlendem Verständnis einer der grundlegenden Technologien des Informationszeitalters.
Der Beginn des Informationszeitalters
Der Begriff ist leider etwas schwammig definiert, allerdings sind sich die meisten darin einig, das spätestens 1990 den Beginn des Informationszeitalter markiert. Etwas früher, nämlich 1981 hat die USC das Internetprotokoll (IP) vorgestellt. Egal ob Sie einfach nur im Netz surfen, auf Ihrem Wireless Drucker etwas auf Papier bringen, mit dem Smartphone die E-Mails abrufen oder HDTV schauen, Sie nutzen im Hintergrund das Protokoll von 1981. Nahezu jedes Datennetzwerk basiert auf diesem Protokoll. Aber wir wollen nicht nur Daten verschicken, sondern auch miteinander reden. Also brauchen wir ein Kommunikationsnetz. Weil 1989, der Start des deutschen ISDN Netzes, Halbleitertechnik noch sehr teuer war, entschloss man sich ein ISDN Netz aufzubauen und zu vermarkten. So konnte die notwendige digitale Technik zentral in Vermittlungsstellen vorgehalten werden, die Haushalte und Unternehmen blieben von großen Mehrkosten verschont.
Vorurteil 1: VoIP hat ein schlechte Qualität
Und somit sind wir beim ersten Vorurteil. Der ISDN gewohnte Endkunde möchte auf die 8kHz Abtastrate nicht verzichten. Diese Abtastrate mutet für VoIP mit bis zu 16kHz (die Qualitätsverbesserung wird nicht linear wahrgenommen) gerade zu wie aus der Steinzeit an. Besser noch; bei einem VoIP Gespräch können die Teilnehmer Geräte anhand der Verbindungsgeschwindigkeit eine ideale Qualität aushandeln.
Vorurteil 2: mit VoIP kann ich kostenlos telefonieren
Sie haben einen kostenlosen Internetanschluss? Das würde mich wundern, spätestens hierfür zahlen Sie. Außerdem werden VoIP Gespräche von allen Anbietern wie analoge oder ISDN Gespräche abgerechnet.
Vorurteil 3: IP Telefone muss man auf dem Computer installieren
Wieder daneben! IP Telefone sind ganz normale Telefone, die einfach nur viel mehr können. Vor allem können Sie durchaus mit analogen und ISDN Telefonen telefonieren, bzw. sogar an der gleichen Telefonanlage betrieben werden.
Vorurteil 4: IP Telefone sind so teuer
Ja, es gibt eine große Preisspanne. Wer jedoch die Zeiten der ISDN Systemtelefone noch kennt weiß; es geht noch teurer. Die Geräte von snom, die wir vertreiben, gibt es ab ca. 100€.
Vorteil 1: VoIP ist einfacher
ISDN benötigt zwei Netze (Sprachnetz und Signalisierungsnetz), daneben existiert noch das digitale Netz (das Internet). In einer Zeit, in der sich alle über zu langsames DSL beschweren, die Preise für DSL Anschlüsse verfallen und die Politik nicht versteht, dass die hiesige Struktur für die Industrie völlig unzureichend ist, bietet sich eine All over IP Strategie an. Die Anbieter müssen nur noch ein Netz ausbauen.
Vorteil 2: VoIP ist integrierbar
Ich brauche keine teure Software und absurde Systemtelefone um, z.B. meine Kontakte aus Outlook mit einem Klick anzurufen. Nahezu jedes IP Telefon kann über Firefox, Chrome und Co. gesteuert werden. Gleichzeitig wird dadurch nahezu jedes IP Telefon zu einem Systemtelefon, das mit nahezu jeder IP Telefonanlage funktioniert.
Vorteil 3: VoIP ist ein Dienst
Nicht nur die Telefonanlage aus der Cloud ist damit möglich, sondern auch Standortunabhängigkeit, Anbieter Unabhängigkeit, u.v.m.. Sie haben eine Zweigstelle im Ausland? Kein Problem – die IP Telefone dort können über das Internet (verschlüsselt) auf Ihre Telefonanlage hier zugreifen. Rufen die Mitarbeiter dort Ihre Kunden hier an, erscheinen Sie mit der deutschen Nummer und Sie telefonieren zu nationalen Tarifen. Damit die Kollegen im Ausland günstig dort telefonieren können, schalten Sie einfach einen zweiten, ausländischen Anbieter auf Ihre Telefonanlage – ebenfalls via Internet.
Vorteil 4: …
Vorteil 2341: Kreativität
Es gibt kein Unternehmen mehr, das sich nicht alle paar Jahre neu erfinden muss, um bestehen zu können. Bei “klassischen” Telefonanlagen ist die 10000€ Investition schnell ein Griff ins Klo, wenn nach zwei Jahren aus der geplanten Beratungshotline ein Callcenter wird. Mit einer offenen IP Telefonanlage können nicht nur alle Leistungsmerkmale realisiert werden, sondern es sind den Ideen keine Grenzen gesetzt. Z.B. kann die Telefonanlage des Pizza Lieferdienstes den Stammkunden am Telefon erkennen und fragen, ob er das selbe wie jedes Mal möchte.
Nebenbei: IP Telefonanlagen sind nicht (zumindest nicht alle) Hardware gebunden. D.h. ich bekomme billig Ersatz bei Defekten und das Gerät für 500€ bietet die alle Funktionen, die das Gerät für 3500€ bietet. Lediglich die Anzahl maximaler Nutzer ist unterschiedlich.
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