Telefonieren in der Zukunft
Telefonieren hat sich inzwischen vom “einfachen” Telefon im Hausflur zu einem komplexen Thema gewandelt. Dabei versuchen sich die Anbieter immer wieder gegenseitig mit Leistungen und Produkten zu überbieten und der Nutzer bleibt im Abkürzungs- und Tarifdschungel auf der Strecke. Im Tarifdschungel bleiben wir das übrigens auch, allerdings mit den ganzen Abkürzungen und Technologien wissen wir etwas anzufangen und sie zu nutzen.
Das Problem
Seit dem 1877 Bell und Watson die erste Telefongesellschaft gegründet hatten, hat sich in der Technologie einiges geändert. Allerdings das Grundprinzip erst seit Einführung des ISDN. Jeder kennt das Telefon aus zwei Dosen und einer langen Schnur. So ähnlich funktioniert auch das Telefonnetz außer, dass in einer Vermittlungsstelle jeweils zwei Teilnehmer verbunden werden (im Dosenfall hieße das: verknoten der zwei Schnur Enden). Früher waren das Angestellte, dann Relais und mit Einzug der Halbleitertechnologie entsprechend CMOS Transistoren. Zwei Gesprächspartner haben also eine echte
(physikalische) Verbindung im Fernsprechnetz miteinander. Dieses System hat Vor- und Nachteile. Ein großer Vorteil ist: Was an einem Ende reingeht, kommt am anderen Ende wieder raus. Ein großer Nachteil: Wenn die Vermittlungsstelle je zwei Teilnehmer verbinden muss, ist das Netz nicht dynamisch und damit irgendwann ausgelastet. Vermittlungsstellen können nur einen gewissen Teil an Teilnehmern verbinden und nicht alle gleichzeitig.
Quality of Service – QoS
Sehr viel der heutigen Kommunikation funktioniert nicht mehr auf diese Weise, sonder auf Basis von Datenpaketen. Ein Paket ist eine Bündelung von Daten, die auf einen Schlag versendet werden. Bei Sprache ist das in ersichtlicher Weise etwas heikel. Wenn ich erst 2 Sekunden Gespräch aufzeichen, das als Paket an den anderen Teilnehmer sende und dort abspiele ist ein Gespräch nur sehr schwer möglich. Natürlich sind die Zeiten sehr viel kürzer und damit auch kürzer als das Auflösungsvermögen des menschlichen Ohrs. Damit ein Gespräch zwischen zwei Teilnehmern möglich ist, müssen sich alle Anbieter von Technologie einigen. Der Begriff Quality of Service (Dienstgüte) beschreibt wie gut die Realität diesen Standards entspricht. Dabei besitzt man auch selbst die Möglichkeit Einfluss zu nehmen. Manche Router und Acess Points lassen eine QoS Einstellung für verschiedene Dienste zu. Z.B. kann das bedeuten, das der Dienst Skype bevorzugt behandelt wird und dadurch ist Telefonieren noch möglich selbst dann wenn andere Teilnehmer am selben Internetanschluss mit Surfen beschäftigt sind.
Voice over IP – VoIP
Mit Skype schon kurz angedeutet: Telefonieren über das Internet. Leider ein Bereich der mit Abkürzungen völlig überflutet ist und nicht alle werden korrekt genutzt. Sprechen wir hier von Internettelefonie um und das Leben leicht zu machen. Dabei handelt es sich um einen Dienst der das Telefonieren ermöglicht, allerdings über das Internet (auf Basis von Datenpaketen). Das dafür verwendete Protokoll nennt sich RTP und soll nicht weiter kümmern. Einige Leser werden das Konzept kennen:
Hierbei handelt es sich um die Konfiguration eines Snom360 ein Telefon, das auf dem Computer als Software installiert werden kann. Eine ähnliche Konfiguration findet man z.B. auch in den meisten Speedport Geräten der Telekom oder in der Fritzbox um analoge Telefone zu betreiben. Der Dienst der Internettelefonie ist etwas völlig anderes als analoges Telefonieren oder ISDN. Neben dem Begriff der Internettelefonie wird oft verwendet: IP-Telefonie und fälschlicherweise SIP-Telefonie. Telefonieren kann man mit einem IP-Telefon (z.B. der Firmen Snom, Digium oder Sisco), mit einem analogen Telefon an einem Adapter, z.B. ein Speeport, eine Fritzbox oder Grandstream Handytone. Möglich ist auch der Einsatz von Softwaretelefonen, damit kann von jedem Computer aus telefoniert werden. Die Kombination der Geräte ist leider nicht immer möglich.
Mobiles Telefonieren
Inzwischen nutzen die meisten Geräte die das Universal Mobile Telecommunication System verwenden. Dabei handelt es sich um die dritte Generation des “zellularen Mobilfunkssystems”, viele kennen den Begriff G3. Vorher gab es das analoge System und danach kam GSM (D und E Netze). Durch Smart Phones verliert das GSM Netz immer mehr an Bedeutung und der Zugriff auf Internet basierte Dienste über G3 nimmt zu.
Die Telefonanlage
Auch hierfür werden viele Begriffe Synonym verwendet: PBX-System, TK-Analge, TK-System, Nebenstellenanlage, TVA. Alle gemein haben sie, dass es sie von der sehr kleinen Black Box (z.B. Eumex) bis zur Anlage für Großunternehmen, die einen ganzes Rechenzentrum benötigt, gibt. Durch solche Anlagen können insbesondere Unternehmen bereits im Kleinen profitieren. Ein erstes Beispiel sei ein kleines Versandhaus mit Lagerverkauf. An den Wochentagen ist immer jemand in den Verkaufsräumen und kann die telefonisch eingehenden Bestellungen abarbeiten. Für das Wochenende werden jedoch zusätzliche Telefonisten benötigt. Um diese günstig zu halten werden Kräfte im Home Office eingesetzt. Dazu muss außerhalb der Geschäftszeiten eine Weiterleitung an diese Mitarbeiter gewährleistet werden. Die Möglichkeiten von ISDN sind hier schnell ausgereizt, da über ISDN nur zwei Gespräche gleichzeitig möglich sind. Über das Internet ist das einfacher. Unser Unternehmen ist ein anderes Beispiel dafür. Bei einem Anruf unserer Hotline erreichen Sie sofort unseren Helpdesk und werden in einem Menü zu der entsprechenden Abteilung geführt, bzw. Sie können uns eine Nachricht auf unserer Voicemail hinterlassen. Falls Sie mit einem Techniker verbunden werden möchten, klingeln überall bei unseren Technikern im Rhein Neckar Kreis Internet Telefone. Über ISDN wäre das nicht möglich. Eine weitere Besonderheit: auch Smart Phones können nahtlos in dieses System integriert werden, so dass selbst Techniker im Außendienst unserem Helpdesk zur Verfügung stehen können.
Da es sich bei diesem Thema um ein Gebiet handelt, dass mit der Informatik, der Nachrichtentechnik und der Elektrotechnik ganze drei Studiengänge füllt, ist mit Sicherheit noch sehr vieles offen geblieben. Allerdings sollten Sie jetzt die wichtigsten Abkürzungen und Konzepte kennen um sich bei Vertragsabschluss mit einem Provider nicht hilflos zu fühlen.
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